Wer hätte gedacht, dass einmal geplant war, das Urserental zu fluten. Ein Drittel des Schweizerischen Elektrizitätsbedarfs hätte damit gedeckt werden sollen.

Ein ägyptischer Investor lässt das Urserental am Gotthard von besseren Zeiten träumen. Sein Luxus-Ferienresort soll das Urner Hochtal wirtschaftlich wiederbeleben. Noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts zählte Andermatt, wo einer der ersten Skilifte gebaut wurde, zu den besten Adressen des Schweizer Tourismus. Doch mit der Eröffnung des Gotthard-Autobahntunnels 1980 versiegte der Strom der Reisenden. Zudem lässt der Rückzug des Militärs die Gastronomie um ihre Existenz bangen, und Landwirtschaft kann man unter den rauen klimatischen Bedingungen kaum betreiben.
Nicht viel hätte gefehlt, und das Urserental hätte überhaupt keine Sorgen mehr, weil es schlicht nicht mehr existierte. An seiner Stelle würde ein gigantischer Stausee ruhen, so wie ihn das Gemälde aus dem Jahr 1941 visualisiert. Die Zentralschweizerischen Kraftwerke planten im Verbund mit den Schweizerischen Bundesbahnen und der Schweizerischen Kreditanstalt, am Ausgang des Tals eine Mauer zu errichten, die das Wasser der Reuss und des Vorderrheins gefasst hätte. Zweitausend Urschnerinnen und Urschner hätten umsiedeln müssen, die Ortschaften Andermatt, Hospental und Realp wären die Hänge hinauf versetzt worden. Ein Drittel des gesamten Elektrizitätsbedarfs der Schweiz hätte das Urserenwerk liefern sollen. Das Land wäre dem Ziel der Autarkie, das während des Zweiten Weltkriegs hoch im Kurs stand, einen grossen Schritt näher gekommen.
Doch die Urschner wehrten sich vehement gegen den Stausee. 1946 kam es gar zum «Krawall von Andermatt»: Als eine aufgebrachte Menge einen Ingenieur bedrohte, der bereits Land gekauft hatte, und das Büro eines Architekten verwüsten wollte, griff das Militär ein, um Schlimmeres zu verhindern. 1951 kapitulierten die Kraftwerkplaner endgültig.
Autor: Urs Hafner
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